Leserbrief

der

ejzmini.gif (1299 Byte)

vom 24.12.2011

Hähnchenmastbetreiber provozieren Gegenwehr

Betrifft: Artikel »Ziel von Aggressionen aller Art» (EJZ vom 21. Dezember)

Die an Hybris erkrankten großindustriellen Hähnchenmastbetreiber in unserer Nachbarschaft möchten die grundgesetzlich geschützte Meinungsfreiheit als Ausdruck der Menschenwürde qua Leserbrief am liebsten abschaffen. Dass sie es sind, die zu frommen Mammonanbetern geworden sind, dem Götzen Baal dienend, und damit das Gemeinwohl stark beeinträchtigen und allmählich bei weiterem Wachstum abschaffen, fällt ihnen nicht einmal auf.

Weitestgehend unterstützt von der christlichsten aller unserer Parteien ist ihnen erlaubt, was von den globalen Auswirkungen und ethischen Maximen her politisch gar nicht länger zugelassen werden dürfte. Dazu schon Paulus: »Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten!» (1. Korinther 6, 12).

Weil das mit dem Erlaubtsein so ist, provozieren sie selbst die Gegenwehr. Bei Eingrenzung der Meinungsfreiheit wird nichts weiter übrig bleiben als die ansonsten nicht zu akzeptierende Gesetzesübertretung. Aufstände wie zum Beispiel 1989 in der DDR halten sich bekanntlich nicht an gesetztes, aber moralisch und rechtsphilosophisch angreifbares Recht, sondern schaffen, wenn sie erfolgreich sind, neues und mitunter besseres. Der selbst dem obersten und reichen Stande angehörende Solon (um 640 bis 560 vor Christus), einer der weisesten Staatslenker Europas, schaffte die einseitige Bevorzugung der mit Geld Regierenden ab und führte das demokratisch gesteuerte Gemeinwohl wieder ein. Daran mangelte es damals wie heute wieder, kurz: Unsere Demokratie wird durch Kapitalmacht zerstört.

Es sieht jetzt so aus, dass zum Beispiel die hohen Subventionen der Agrarindustrie in der Eurozone endlich eingestellt werden sollen, weil man die menschenunwürdigen globalen Folgen erkannt hat. Von den Eigennutz-Nießern in Schnega und anderswo darf man solche Erkenntnis natürlich nicht erwarten, und für uns hier im Landkreis kommt diese Wende schon zu spät. Deshalb ist legitime Gegenwehr erlaubt, die zum Beispiel in dem persönlichen Boykott der Produkte aus diesen Betrieben auf der einen Seite und in der geistigen Auseinandersetzung und Verurteilung dieser Hybris auf der anderen Seite einen Ansatz findet. Dies umso mehr, als hinter den wenigen niedrig entlohnten Arbeitsplätzen in den Großmastbetrieben meist ausländisches Kapital steht, das im dünn besiedelten Wendland die wirtschaftspolitische Notlage des Landkreises auf Kosten unserer Umwelt und Heimat ausnutzen will.

Kapitalrendite schafft auf der neoliberalen »Wettbewerbsebene» erst den globalen Hunger. Hauptargument: Man halte sich an die Gesetze, die diese Hybris gestatten. Selbst sei man doch wie die Gesetzgebung abendländisch-christlich geprägt und gesonnen. Aber warum übersieht man dann den letzten Halbsatz des Apostels Paulus: »... nicht alles dient zum Guten!»?

Michael Wiesemann,
Hitzacker

zurück zur Homepage