Leserbrief

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vom 25.09.2014

Auch an der Umwelt verschuldet

Betrifft: Artikel "Leben zur Zeit der Restauration" (EJZ vom 12. September)

Leider hat er Recht, der Finanzwissenschaftler Peukert. Seine auf Fakten gestützte Kernbotschaften: Die weltweite Verschuldung nimmt weiter zu. Im gleichen Maße konzentriert sich das Kapital auf immer weniger Finanzgesellschaften, die sich gleichzeitig immer mehr der demokratischen Kontrolle entziehen. Sie kreierten künstliche Finanzprodukte, sogenannte Derivate, hinter denen keine reale Wertschöpfung steht. Eine riesige neue Blase ist im Entstehen. Und die Regierungen beschränken sich auf symbolische Abwehrmaßnahmen wie zum Beispiel die Begrenzung der Boni.

Einen schönen Beweis für die Richtigkeit von Peukerts kritischer Einschätzung liefert die Bundesregierung mit ihrem Beschluss, eine Neuverschuldung scheinbar zu umgehen, indem immer mehr Projekte von allgemeiner Bedeutung (Bau von Straßen, Schulen, Kliniken) in "Öffentlich Privater Partnerschaft" (ÖPP) finanziert werden. Die privaten Investoren erzielen nicht selten zweistellige Renditen, die natürlich der Steuerzahler zu tragen hat. Er merkt es nur deswegen nicht, weil die Kosten auf mehrere Posten und einen langen Zeitraum verteilt werden.

Die schlimmste Nachricht aber zum Schluss: Neben der monetären Verschuldung, der man in Extremfällen ja noch durch einen Schuldenschnitt oder eine Staatsinsolvenz entkommen könnte, gibt es eine Verschuldung an der Umwelt, von der man unter keinen Umständen davonlaufen kann. Die Folgekosten werden von der Natur höchstselbst eingetrieben.

Zur Erläuterung einer Kausalkette, wie sie uns täglich in den Medien vor Augen geführt wird: Die Anreicherung der Atmosphäre mit CO2 führt zu einer globalen Erwärmung, die wiederum Extremwetterlagen mit verheerenden Stürmen, Dürren und Überschwemmungen nach sich zieht. Mittelbar gehen Siedlungsräume verloren, gibt es Kämpfe um verknappte Ressourcen, entstehen Völkerwanderungen von Armutsflüchtlingen und so weiter.

Hiermit ist nur eines von vielen Problemfeldern flüchtig umrissen; andere wie etwa die Begleiterscheinungen der Atomenergie, mögen noch weitaus gravierender sein. Angesichts dieser Tatsache rufen viele Menschen resignierend: "Ich kann ja doch nichts machen!" und machen weiter wie bisher. Wer sich so verhält, gibt sich und vor allem den folgenden Generationen keine Chance.

Auch wenn die auf uns zukommenden Bedrohungen immens erscheinen - zur Schadensbegrenzung ist es nie zu spät. Es wäre schon sehr viel gewonnen, wenn jeder sich darüber Rechenschaft ablegte, wie sich sein Konsumverhalten langfristig auswirkt.

Johann E.P. Strauß,

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