Leserbrief

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vom 30.07.2011

Wenn der Dialog nicht mehr möglich ist

Betrifft: Massentierhaltung

Stellen Sie sich bitte folgende Lage einmal vor: Sie gehen einem Beruf nach, der Ihnen Spaß bringt und dem Sie mit Leib und Seele nachgehen. Sie haben viel investiert in Ausbildung, Know-how und Technik, damit Ihre Arbeit noch besser wird. Sie wollen auch in Zukunft in Ihrem Beruf arbeiten und haben viele Ideen, was Sie noch machen können.

Dann tauchen Menschen auf, die das Wertvolle Ihrer Arbeit nicht sehen, die Sie mit Vorwürfen und Anschuldigungen konfrontieren, die für Sie unverständlich sind und jeden Weg zum Dialog verbauen. Ja schlimmer noch, sie sorgen dafür, dass Ihnen die Existenzgrundlage genommen wird, das, wofür Ihre Eltern und Großeltern hart gearbeitet haben. Diese Situation ist schwierig vorzustellen, oder?

Leider ist diese Situation gerade bei einigen Landwirten, insbesondere bei Junglandwirten, in unserem Landkreis nicht viel anders. Landwirte schaffen Arbeitsplätze, Landwirte erzeugen hochwertige Nahrungsmittel, und Landwirte machen ihr Tun mit Leidenschaft. Jeder Landwirt versucht, seinen Betrieb weiterzuentwickeln, sodass auch die nächsten Generationen davon leben können. Somit versucht jeder Landwirt, seine Produktionsnische zu finden, um in Zukunft in einer globalisierten Welt überleben zu können.

Zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft gehören aber auch Investitionen in die Landwirtschaft. Und genau diese sind gerade in unserem Landkreis fast unmöglich geworden, denn der gemeinsame Austausch und der Dialog zwischen Landwirten und Anwohnern und dem daraus erfolgten Kompromiss sind nur noch schwer möglich. Die Radikalität auch über unsere Landkreisgrenzen hinaus hat zugenommen. Erst kürzlich wurde einem Junglandwirte in Peine ein Hähnchenstall von militanten Personen niedergebrannt. Landwirte bekommen Drohbriefe von Personen, die Angst und Schrecken in einem hervorrufen. Auf Diskussionen wird sich angeschrien und werden Verdächtigungen ausgeteilt. An einen Kompromiss ist kaum noch zu denken. Ist es da verwunderlich, dass gerade junge Landwirte keine Zukunft mehr in Lüchow-Dannenberg sehen? Kann das das Ziel sein?

Nein, denn verloren haben jetzt schon beide Seiten. Jeder Mensch möchte essen, jeder Mensch nutzt Energie, jeder Mensch möchte Kulturlandschaft, aber das geht nicht zum Nulltarif. Auch ist es nicht für jeden Menschen erschwinglich, Bio-Produkte zu kaufen. Deswegen sollte der Weg der Landwirtschaft »Vielfalt der Landwirtschaft und deren Produkte» sein, sodass jeder Auswahlfreiheit hat. Wenn es uns nicht gelingt, einen Weg des Dialogs zu finden, sollten wir uns die Frage stellen, woher in Zukunft unsere Nahrungsmittel kommen sollen: aus dem Ausland oder aus der Chemieindustrie.

Wir Junglandwirte stehen für die Landwirtschaft der Zukunft, die wir auch gern mit Ihnen gestalten. Das geht nur im Dialog miteinander und mit gegenseitiger Rücksicht und Verständnis füreinander.

Anne Hartmann, Rettmer,
Geschäftsführerin des Arbeitskreises junger Landwirte in Lüchow-Dannenberg

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