Leserbrief

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vom 27.07.2011

Wessen Zukunft wird verbaut?

Betrifft: Demonstration gegen Massentierhaltung in Lüchow am 22. Juli

»Verbaut uns nicht unsere Zukunft» - ein Transparent vom Arbeitskreis junger Landwirte, gerichtet an die Menschen, die auf dem Lüchower Marktplatz gegen die industrielle Massentierhaltung demonstriert haben. Einige junge Landwirte mögen so empfinden, doch auf wessen Kosten wollen sie ihre »Zukunft» gestalten? Liebe junge Landwirte, was ist mit der Zukunft der Menschen, zum Beispiel in Afrika, denen aufgrund der subventionierten Fleischschwemme, zum Beispiel von Hähnchenfleisch, der eigene Markt kaputt gemacht wird? Deren Zukunft ist existentiell gefährdet! Was ist mit der Zukunft der Menschen in Brasilien oder Argentinien, denen Land geraubt wird, um Soja anzubauen, was schnelles Fleischwachstum garantiert und ein nicht unerheblicher Teil des Mastfutters ist? Was ist mit der Nitratbelastung von Böden, Grundwasser und Fließgewässern? Eine Untersuchung schon vor einem Jahr sagt aus, dass etwa zwei Drittel der Ackerfläche Niedersachsens einen zu hohen Nitratgehalt aufweisen.

Wenn junge Landwirte ihre Zukunft an den Betrieb von Massentierhaltungen binden, dann tragen sie mit dazu bei, den Ackerboden zu belasten, der eigentlich Grundlage ist zur Produktion gesunder Lebensmittel. Was ist mit der Zukunft und dem Lebensgefühl all jener Menschen, deren Gesundheit erheblich beeinträchtigt wird durch eine Vielzahl von Keimen aus der Abluft der Anlagen? Was ist mit dem Berufsverständnis, als Landwirt gesunde Nahrung zu produzieren? Das Fleisch von Tieren, die mit Antibiotika behandelt werden und lebenslangem Stress ausgesetzt sind, kann nicht gesund sein.

Die »Zukunft» belastet nicht nur Ackerböden, Gesundheit von Menschen, Lebensgrundlagen von Menschen in armen Ländern, sie belastet auch das Miteinander in den Dörfern und diese »Zukunft» verletzt angesichts des Leidens der Tiere das ethische Empfinden vieler Menschen.

Zukunft in der Landwirtschaft zu gestalten, heißt nicht, notwendigerweise industrielle Massentierhaltung zu betreiben. Es gibt viele Beispiele, wie Landwirte, ob biologisch oder konventionell, eine der Tierart mehr gerechte Nutztierhaltung betreiben und nicht fundamental gegen das Gemeinwohl verstoßen. Und: Im Weltagrarbericht, initiiert von der UNO und der Weltbank, kommen 500 unabhängige Wissenschaftler nach vier Jahren Arbeit zu dem Ergebnis, dass die Zukunft der Menschheit in einer Landwirtschaft liegt, die biologisch wirtschaftet, die Artenvielfalt erhält und artgerechte Tierhaltung betreibt.

Hermann Klepper,
Banzau

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