Leserbrief

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vom 12.07.2011

Stellvertreterkämpfe mit den Kleinen

Betrifft: Räumung der Maststall-Baustelle in Teplingen

Solidarität der Bauern untereinander. Werden sie auch gemeinsam gegen Wiesenhof, Rothkötter und Co. vorgehen, wenn diese Investitionen in die Grütze gefahren wurden? Werden sie sich solidarisch bei den Kritikern entschuldigen? Oder ist dann die nächste Generation da, die sich nicht erinnert und ihre Kinder wieder Adolf nennt? Betonen möchte ich, dass ich »vom Fach» bin.

Schon Anfang der 80er lernten wir Agrarbiologen auf der Uni, wie das Tierschutzgesetz funktioniert und wie viele Quadratzentimeter erlaubt sind. Schon damals kannte ich in meiner Heimat das Dilemma der Landwirte »wachse oder weiche» - und wer lässt schon gern sein Land im Stich?

Eigentlich schon seit den 70er-Jahren vergiftet der »normale» Bauer sein Land und sich selbst, hält die Tiere mehr und mehr in Zwangshaltung, wobei der Spaß an der Arbeit mehr und mehr verloren geht. Dabei wird der Landwirt trotzdem nicht wohlhabender. Denn doch noch einen Maststall bauen und mehr Gift einsetzen, wenn nur das die Existenz sichert ...? Diese Entwicklung ist immer weitergegangen. Wie viele Landwirte von damals sind noch übrig? Fünf oder zehn Prozent? Dort gab es keine Solidarität.

Ich wage mal die Frage: Welche der 50 Landwirtsfamilien, die in Teplingen ihre Solidarität bekundeten, lebt denn noch heute von ihrer Hände Arbeit? Klar, Arbeit gibt es genug, bloß der Lohn ist verwässert durch Spekulationen, Zinsbindungen, Investitions-Zwangsjacke sowie Futter-, Saatgut-, Dünge-, und Pflanzenschutzmafia, nicht zu vergessen einer Subventions- und Preisdiktatur, der sich nur der Direktvermarkter entziehen kann.

Vor lauter Arbeit haben viele Landwirte augenscheinlich keine Zeit mehr, sich »schlau» zu machen, und führen Stellvertreterkämpfe mit den eigenen Leuten - nämlich den Kleinen. Hut ab vor den Landwirten, die sich diese Energie für den Widerstand gegen die verfehlte Atompolitik aufsparen. Ich meine: Wer gegen Atomkraft ist, kann nicht für Massentierhaltung sein!

Claudia Huck, Billerbeck,
Diplom- Agrar-Biologin

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